Die Hanauerin Ute Beetz gestaltet individuelle Urnen
Hanau (jus). Dass der Tod zum Leben dazugehört ist für viele nicht mehr als ein allgemeingültiger Spruch. Für Ute Beetz aber steckt mehr hinter dieser Aussage.
Immer wieder war er in ihrer Familie und ihrem Bekanntenkreis zu Gast und hat seine Spuren hinterlassen. In ihrer eigenen Trauerarbeit ist sie dabei auf eine ganz besondere Idee gekommen: Sie
gestaltet individuelle Urnen, die die Persönlichkeit der Verstorbenen wiedergeben und diese würdevoll auf ihrem letzten Weg begleiten.
Kommt man in das Arbeitszimmer von Ute Beetz verliert das Thema gleich seinen düsteren Beigeschmack: bunte Farben, Bänder und Steinchen füllen die Regale und vermitteln das Gefühl einer
Bastelstube. Auch die fertigen Urnen, die auf dem Schreibtisch bereitstehen, wecken nicht den Gedanken an Tod und Beerdigung: sie sind kleine Kunstwerke, die mit detailreichen ägyptischen
Motiven, leuchtenden Blumen oder grünen Landschaften überraschen. Die Ideen für ihre Urnen sammelt Beetz dabei im Alltag oder im Internet: „Ich lausche, ich lese und dann reift in mir ein
Gedanke“, erklärt sie. Und den setzt sie dann mit viel Hingabe in die Tat um: „Ich lebe mit meinen Urnen. Da steckt meine ganze Liebe und Energie drinnen.“ Ob drei oder zwölf Stunden: Wenn sie zu
Pinsel und Schwämmchen greif, verliert sie sich ganz in ihrer Arbeit.
Das Thema Tod ist allgegenwärtig
Der Weg, der Ute Beetz zu dieser außergewöhnlichen Beschäftigung geführt hat, begann als sie 14 Jahre alt war. Damals kam ihr Bruder bei einem Unfall ums Leben. „Seitdem habe ich eigentlich
dauerhaft mit dem Thema Tod zu tun.“ Ein Schicksalsschlag für die ganze Familie, besonders die Mutter sei dadurch in ein tiefes Loch gestürzt aus dem sie nie wieder herausgekommen sei, erzählt
Beetz. Als diese 2010 die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhielt, holte Ute Beetz sie zu sich nach Hause und begleitete sie auf dem langen Weg, den sie nur dank der Unterstützung des
Palliativteams geschafft habe. Damals entstand die Idee, selbst eine Urne zu gestalten. Mit ihren Kindern hatte sie überlegt, wie diese aussehen könnte und gemeinsam entschied sich die Familie
für Handabdrücke, um symbolisch zu verdeutlichen, dass Beetz‘ Mutter auch über ihren Tod hinaus von ihrer Familie auf Händen getragen werde. Eine Geste, die allen Kraft gegeben und einen ganz
besonderen Beitrag zu Trauerarbeit geleistet habe. Daraus entstand die Idee, auch anderen die Möglichkeit zu geben, mit etwas ganz Individuellem den Abschied vom Verstorbenen zu erleichtern.
Beetz kaufte die ersten Bio-Urnen und begann, diese zu designen. Als ein Bekannter ihrer Mutter ebenfalls an Krebs erkrankte, schlug sie vor, für den passionierten Angler ebenfalls eine
persönliche Urne zu gestalten. Die Nervosität war groß, als sie seiner Frau die fertige Urne übergab. Das Lächeln, das nach einigen Tränen folgte und die Aussage: „Jetzt ist er gut aufgehoben“,
gaben dann den Ausschlag: „Dieses Lächeln war genau das, was ich auch bei anderen Menschen ins Gesicht zaubern wollte, erinnert sich Beetz. Es ist ihre Art, den Menschen bei der Trauerbewältigung
zu helfen. Denn in den zwei Jahren, die sie nun schon Urnen gestaltet, hat sie vor allem eins gemerkt: „Wenn der Tod kommt, sind die Angehörigen oft maßlos überfordert.“ Die Frage, was dann auf
eine Urne kommen soll, spiele da nur eine untergeordnete Rolle, da einfach sehr viele Entscheidungen von den Hinterbliebenen zu treffen sind. Dies liege vor allem daran, dass die meisten Menschen
nicht über dieses Thema sprechen, es verdrängen, den Gedanken an die eigene Sterblichkeit lieber beiseiteschieben.
„Es ist aber elementar wichtig, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen“, findet sie. Nicht zuletzt, weil es vor allem für die Angehörigen eine große Last ist, wenn sie im Todesfall nicht
wissen, was sich der Verstorbene gewünscht hätte: Erdgrab oder Feuerbestattung? Urnengrab oder Baumfriedhof? Die Möglichkeiten sind heute vielfältig und wer vorher nicht darüber spricht, fühle
sich später oft verloren. Zu oft schon habe sie selbst erlebt, wie man nach einem Todesfall in eine Art emotionales Vakuum falle. Da individuelle Gestaltung in der Regel bei plötzlichen
Todesfällen unmöglich ist, arbeitet Beetz mit verschiedenen Bestattern im Hanauer Stadtgebiet zusammen, über die ihre Urnen bezogen werden können. Die breite Motivauswahl lässt trotzdem viele
Möglichkeiten für die individuelle Gestaltung zu und da alle Urnen von Hand bemalt werden, ist am Ende jede wieder ein Unikat. Preislich bewegen sich die Urnen dabei im Rahmen der üblichen
Bestatter-Preise.
Neben den bemalten Bio-Urnen gestaltet sie auch Holzurnen mit entsprechenden Naturmaterialien und hat die Idee für bestickte Baumwollsäckchen, die um eine Aschekapsel herumkommen, entwickelt. Wer
sich aber früher mit dem Thema auseinandersetzt, kann sich mit Beetz in Verbindung setzen und sich ihre Arbeit ansehen, Wünsche und Ideen für eine eigene Urne äußern.
Rocker-Urne nach persönlichen Wünschen
So hat sie auch schon Kunden gehabt, die im Normalfall noch Jahrzehnte von ihrem Ableben entfernt sein dürften, sich aber mit dem Thema auseinandergesetzt haben und sich selbst überlegt haben,
wie ihre Urne später mal aussehen soll. Ein solches Stück ist etwa die AC/DC-Urne mit dem „Hells Bells“-Schriftzug, die sie nach den Wünschen eines Kunden angefertigt hat. „Es sind alle
Möglichkeiten offen“, stellt die Künstlerin fest. Mit Blick auf die konventionellen Metallurnen findet die 49-Jährige: „Das Leben war voller Höhen und Tiefen, bunt und facettenreich – warum
sollte der Tod dann schwarz sein?“
Informationen über die Arbeit von Ute Beetz gibt es unter www.urnart.de oder auf der Facebook-Seite von UrnArt.